© Bernd Letmathe 2015
Mythos
Seit Urzeiten sind die Tiefen der Meere den Menschen unheimlich und beherbergen in ihrer Fantasie mysteriöse und schaurige Lebewesen.
Die Angst vor dem Unbekannten erschuf in Legenden und Mythen viele Geschichten über gewaltige Kreaturen, die Seefahrer und Küstenbewohner
bedrohen und in Gefahr bringen.
Der Riesenkalmar könnte als Vorbild für die in der norwegischen Mythologie entstandene Legende vom monströsen “ Kraken “ , den der
schwedische Bischof Olaus Magnus 1565 in seiner “ Naturgeschichte der nordischen Völker “ als greuliches Meerestier beschreibt, gedient haben.
Die Beschreibungen sollen von skandinavischen Seefahrern stammen und da es im Nordatlantik keine eigentlichen Kraken, umso mehr aber
Riesenkalmare gibt, liegt es nahe, daß es gelegentliche Begegnungen mit diesen Tieren gab.
Da selbst tot an der Wasseroberfläche treibende Exemplare allein von ihrer doch recht beachtlichen Länge furchteinflössend wirken können, sind
sie sicherlich gut geeignet Fantasien und Schauermärchen über Monster, die Schiffe mit Mann und Maus in die Tiefe ziehen können, zu erschaffen.
In der Historie gab es anscheinend wirklich einige Begegnungen von Schiffsbesatzungen mit noch lebenden Kalmaren, die womöglich in ihrem
Todeskampf an der für sie eher lebensfeindlichen Wasseroberfläche mit ihren Fangarmen durchaus gefährlich agieren können. Bei historischen
Überlieferungen besteht allerdings immer die Gefahr der Übertreibung.
Legenden von vielarmigen Seeungeheuern begleiten die menschliche Seefahrt aber schon von Anbeginn. Sei es nun die Skylla in Homers Odyssee
oder der grausige Polyp bei Plinius, stets verbreiten diese Wesen Angst und Schrecken.
Auch in jüngster Geschichte wissen sich Schriftsteller und die Filmindustrie geschickt den Urängsten der Menschheit vor unheimlichen Kreaturen
aus den mysteriösen dunklen Tiefen des Meeres zu bedienen und mehr oder weniger publikumswirksam in Szene zu setzen.
Leider geschieht dies meistens nur unter dem Aspekt des kommerziellen Erfolges und weniger mit Blick auf die wahre Natur dieser faszinierenden
Wesen des Meeres, die schon lange vor uns Menschen ihre Daseinsberechtigung erfahren haben.